In Deutschland wird eine Cannabis-Therapie von einer Ärztin oder einem Arzt bei schweren Erkrankungen verschrieben. Die Auswahl des Produkts richtet sich nach dem Gesundheitszustand, den individuellen Bedürfnissen, der Krankengeschichte und weiteren Faktoren der Patientin oder des Patienten. Das bedeutet jedoch nicht, dass das zuerst verschriebene Produkt zwangsläufig die beste Wahl ist.
Die Suche nach dem passenden Cannabis-Medikament kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Dieser Leitfaden erläutert die wichtigsten Faktoren, die Ihre Ärztin oder Ihr Arzt sowie Ihre Apothekerin oder Ihr Apotheker bei der Verschreibung alternativer Behandlungen – darunter auch medizinisches Cannabis – oder bei der Anpassung einer bestehenden Therapie berücksichtigen können.
Wenn sich etwas für Sie nicht richtig anfühlt, sind Sie nicht allein: Mit der richtigen Unterstützung kann Ihre Behandlung weiterentwickelt und besser auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt werden.
Das „richtige” Produkt hängt von den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab
Zwei Personen mit derselben Erkrankung, die medizinisches Cannabis verschrieben bekommen, können dennoch unterschiedliche Produktarten benötigen. Dies liegt daran, dass Faktoren wie Ihre Krankengeschichte, Ihre individuelle Körperchemie und frühere Behandlungen beeinflussen, wie Cannabis bei Ihnen wirkt.
Ärztinnen und Ärzte beginnen häufig mit einem Produkt, das Ihren Symptomen und Behandlungszielen entspricht. Es kann jedoch einige Anpassungen erfordern, bis die Therapie optimal auf Sie abgestimmt ist. Wenn Sie Ihre Symptome, mögliche Nebenwirkungen und die Dauer der Linderung dokumentieren, können Sie diese Informationen Ihrem Behandlungsteam zur Verfügung stellen. So lässt sich Ihr Behandlungsplan präzise anpassen.
Wie hoch ist die Toleranz des Patienten?
Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). Manche reagieren sehr empfindlich, während andere bei niedrigen Dosierungen kaum oder gar keine Wirkung verspüren.
Wenn Sie noch keine Erfahrung mit Cannabis haben, kann sich selbst eine geringe Menge zunächst stark anfühlen. Haben Sie bereits zuvor Cannabis verwendet, kennen Sie möglicherweise Ihre persönlichen Grenzen. Medizinische Produkte unterscheiden sich jedoch von nicht standardisierten Produkten, da sie streng kontrolliert und im Labor getestet sind. Sprechen Sie daher stets mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, bevor Sie eine Anpassung der Dosierung vornehmen.
Viele Ärztinnen und Ärzte verfolgen den Ansatz „mit einer niedrigen Dosis beginnen und langsam steigern“. Diese Vorgehensweise hilft, Nebenwirkungen zu verringern und Ihrem Körper Zeit zu geben, sich anzupassen. Es ist völlig normal, die Behandlung im Verlauf anzupassen, wenn Sie mehr darüber erfahren, wie Ihr Körper reagiert.
Wann benötigt der Patient Linderung?
Wie schnell Sie Linderung benötigen – und wie lange diese anhalten soll – spielt eine wichtige Rolle bei der Auswahl des geeigneten Produkts.
Bei plötzlichen Symptomen kann Ihre Ärztin oder Ihr Arzt inhalative Produkte verschreiben, die eine rasch einsetzende Wirkung haben. Leiden Sie hingegen unter anhaltenden Beschwerden, bei denen eine ganztägige Linderung erforderlich ist, können orale Produkte mit längerer Wirkdauer in Betracht gezogen werden.
Ihre Ärztin oder Ihr Arzt berücksichtigt dabei, wie und wann Ihre Symptome auftreten, damit die Behandlung bestmöglich zu Ihrem Alltag und Ihren Gewohnheiten passt.
Welche Erkrankung wird behandelt?
Die Cannabis-Therapie folgt keinem einheitlichen Ansatz. Wenn Ihre Ärztin oder Ihr Arzt eine Behandlung befürwortet, wird das passende Medikament auf Grundlage Ihrer Symptome ausgewählt. Je nach Person kann selbst dieselbe Erkrankung besser auf unterschiedliche Formulierungen oder Dosierungen ansprechen.
So kann beispielsweise ein Präparat mit niedrigem THC-Gehalt verordnet werden, wenn ein höherer THC-Anteil das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen wie Angstzustände oder paranoides Denken erhöhen könnte. In anderen Fällen kann eine alternative Cannabinoid-Zusammensetzung oder eine länger wirksame Formulierung verschrieben werden, um eine nachhaltige Linderung zu erzielen. Der Behandlungsplan wird stets individuell auf Ihre spezifischen Gesundheitsbedürfnisse abgestimmt.
Ist das Produkt berauschend oder nicht berauschend?
THC und CBD sind die beiden bekanntesten Cannabinoide im medizinischen Cannabis. Je nach Krankheitsbild und Behandlungszielen kann Ihre Ärztin oder Ihr Arzt den Schwerpunkt auf das eine oder das andere legen.THC kann eine berauschende Wirkung haben.
- CBD ist nicht berauschend.
Viele Cannabis-Medikamente enthalten sowohl THC als auch CBD, wobei das Verhältnis variieren kann. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird Ihnen ein Präparat empfehlen, das sowohl zu Ihrer Erkrankung als auch zu Ihren gewünschten Behandlungseffekten passt.
Wenn Sie Bedenken haben, sich berauscht zu fühlen oder dies ganz vermeiden möchten, teilen Sie dies unbedingt mit. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt kann Ihnen dann Medikamente mit niedrigem THC-Gehalt oder reine CBD-Präparate empfehlen, die besser zu Ihrem Wohlbefinden passen.
Beeinflusst die Art des Cannabis die Wirkung?
Ja, die Art des verwendeten Cannabis -Medikaments kann einen großen Unterschied in der Wirkungsweise gewinnen.
- Inhalierte Cannabis-Medikamente (z. B. verdampfte Blüten) wirken in der Regel schnell, lassen jedoch auch schneller wieder nach.
- Orale Cannabis-Präparate (z. B. Öle, Kapseln oder Sprays) entfalten ihre Wirkung langsamer, können jedoch über mehrere Stunden anhalten.
- Topische Produkte (z. B. Cremes oder Gele) haben in der Regel keine berauschende Wirkung und werden direkt auf bestimmte Körperstellen aufgetragen.
Jede Methode wirkt sich unterschiedlich auf den Körper aus. Ihr Arzt wird Ihnen dabei helfen, die Form an Ihre Symptome und täglichen Bedürfnisse anzupassen.
Das gleiche -Rezept kann zu unterschiedlichen Erfahrungen führen
Selbst bei identischem Medikament und gleicher Dosierung können Menschen unterschiedlich reagieren. Faktoren wie Ihre Stimmung, Ihr Schlaf, Ihre Flüssigkeitszufuhr, Ihre Umgebung sowie andere Medikamente, die Sie einnehmen, können beeinflussen, wie Cannabis bei Ihnen wirkt. Das bedeutet auch, dass dieselbe Person an unterschiedlichen Tagen verschiedene Erfahrungen machen kann.
Lesen Sie das Etikett und sprechen Sie mit einem Arzt
Überprüfen Sie stets das Etikett Ihrer verschriebenen Medikamente. Dort finden Sie Angaben zur Stärke, zum THC-/CBD-Gehalt sowie zur Verwendung des Produkts gemäß den geltenden Branchenstandards. Wenn etwas unklar ist oder Ihnen nicht richtig erscheint, wenden Sie sich an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt bzw. an Ihre Apothekerin oder Ihren Apotheker.
Das Führen eines einfachen Cannabis-Tagebuchs – in dem Sie Produkt, Dosierung und Ihr Befinden nach der Einnahme notieren – kann Ihrem Behandlungsteam dabei helfen, Ihre Therapie noch gezielter anzupassen. Entspricht Ihr aktuelles Rezept nicht Ihren Bedürfnissen, sind Sie nicht hilflos: Schon kleine Änderungen unter ärztlicher Anleitung können einen großen Unterschied machen.